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Ein Land wie ein Wimmelbuch – die Vielfalt Sri Lankas

Ich sitze in einem Bus. Die Fahrerkabine erinnert mich an eine Disco mit Lightshow, wo kleine Figuren auf dem Armaturenbrett ihre Hüften zu lauter Musik kreisen lassen. Haltestellen sind auf Zurufen flexibel, oftmals bleibt der Bus dazu nicht einmal ganz stehen. Mir wird nie langweilig, denn mir scheint, dass der Blick aus dem Fenster wie ein fesselnder Film ist. Nur das Popcorn fehlt. Elefanten sind Teil des Straßenverkehrs. Viele Frauen tragen Essenskörbe auf dem Kopf und spazieren entlang ungepflasterter Straßen, umringt von einfachen Hütten, gebaut aus Naturmaterialien.

Die Landschaft ist abwechslungsreich. Die Fahrt führt mich vorbei am üppigen Regenwald, dann durch ein tropisches Palmenparadies und am Ende entlang schier endloser Reisfelder. Die Menschen und die vielen kleinen Häuschen am Wegesrand fesseln meinen Blick. Die anderen Bus-Passagiere sind um mein Wohl besorgt, ich wiederum um das der älteren Menschen im Bus.

Wenn Chaos die Ordnung ist

Der Straßenverkehr ist wild und turbulent. In den ersten Tagen hat man den Eindruck, jeder fährt, wie er will. Doch nach einiger Zeit in Sri Lanka habe ich festgestellt, dass dahinter sehr wohl ein System steckt. Hupen, Lichthupen und Überholen funktionieren wie ein eingespieltes Uhrwerk.

Auch zu Fuß hat man das Gefühl des Durcheinanders. Läden wechseln sich mit Wohnhäusern ab, verkauft wird alles: Autoteile, Tontöpfe, Besen, Lebensmittel oder Klamotten. Dazwischen drin versuchen Frisörläden ihre Dienste anzubringen. Und doch passt alles auf eine nicht beschreibbare Art zusammen.

Ein Land für alle Sinne

Ich glaube, mein Geruchs- und Geschmackssinn wurde in Sri Lanka auf eine neue Ebene gehoben und mit vielen Eindrücken und ganz neuen Gerüchen stimuliert. Und das diametral in beide Richtungen: Reisgerichte, die so himmlisch duften, dass ich nicht vorbeigehen konnte, ohne zu probieren. Und auf der anderen Seite der bestialische Gestank von verdorbenem Fleisch und Müllbergen.

Die Vielfalt des Landes ist mit jedem unserer Sinne begreifbar. So auch mit den Ohren. Denn neben dem Marktgeschrei vieler Frauen, die vor den Läden sitzen und den Verkauf ankurbeln wollen, ist auch Kinderlachen und -weinen ständiger Begleiter. Viele davon spielen vor den einfachen Herbergen Cricket oder Fußball und nutzen die freie Zeit zwischen Schule und Hilfeleistungen für die Familie mit etwas Spiel und Spaß.

Ein bewegtes Leben für alle Bewohner Sri Lankas

Sri Lanka war eines der am schwersten getroffenen Ländern des Tsunamis von 2004. Über 45.000 Einwohner verloren damals ihr Leben, noch 10-Mal so viele Ihr Zuhause. Anschläge und kleinere Unwetter sorgen aber noch heute dafür, dass Sri Lankas Bewohner immer wieder, ihr Kämpferherz beweisen müssen. Da passt es auch wunderbar, dass die größte ethnische Gruppe in Sri Lanka, die Singhalesen mit knapp 75% Bevölkerungsanteil, wörtlich übersetzt „Löwenmenschen“ heißen.

Dieser starke und wundervolle Charakter, der diesem Land innewohnt, ist omnipräsent während meiner Reise und trotz der großen Armut stets sichtbar. Viele Menschen in Sri Lanka stellen selbstgemachte selbst produzierte Kostbarkeiten her und verkaufen sie. Sie arbeiten hart und an 7 Tagen die Woche, um sich und ihre Familie damit zu ernähren. Die Häuser sind einfach, aber charmant. Die Gastfreundschaft grenzenlos.

Die Vielfalt des Landes ist mit jedem unserer Sinne begreifbar.

Die Armut am Körper, den Reichtum im Geiste  

Ich habe nicht das Gefühl, dass die Menschen unglücklich sind. Sie strahlen auf eine ganz besondere Weise Glück aus. Ich habe eher den Eindruck, dass sie uns um einiges voraus sind, in Sachen Zufriedenheit und Achtsamkeit. Sie scheinen – egal ob alt oder arm oder beides – zufrieden und im Reinen mit sich zu sein. Sie versprühen keinen Neid und keine Missgunst. Und immer sind sie zum Teilen bereit. Sie mochten mir oftmals etwas mitgeben und eine Geste bereiten. Das hat mich tief beeindruckt und nachhaltig geprägt.

Der Lions Rock als Sinnbild für Sri Lankas Kämpferkultur

Meine Reise führte mich auch in Regionen abseits des Trubels. So erlebte ich die Natur auf einzigartige Weise während einer Safaritour im Nationalpark. Die Nächte im Baumhaus in Ella und die einzigartigen Geräusche haben mich demütig gemacht, ob der Kraft und Stärke unserer Natur. Sri Lanka hat zudem eine unglaubliche Geschichte, Kultur und Landschaft zu bieten. Eine der bekanntesten Sehenswürdigkeiten ist der Lion Rock. Ein Monolith, der auf seinem Plateau die Ruinen einer alten Festung beherbergt. Ein wirklich beeindruckendes Beispiel von menschlicher Baukunst und der Schönheit unseres Planeten.

Der Lion Rock steht da, als könnte ihn nichts erschüttern. Inmitten tropischer Regenwälder, ragt der 200 Meter hohe Monolith in der Landschaft empor. Unglaublich ist, dass dieser Palast im 5. Jahrhundert nach Christus auf diesem Felsmassiv per Menschenhand errichtet wurde.

Singhalesen heißen wörtlich übersetzt „Löwenmenschen“

Der Lion Rock als Hommage an die Menschen in Sri Lanka

Und so fest und stark der Lion Rock sich gegen die Wetterlagen und tropischen Regenfälle stellt, so scheint es mir, machen es auch die Einwohner Sri Lankas. Sie sind stark und trotzen den Widrigkeiten. Sie strahlen Ruhe aus.

Die Luftaufnahme vom Lion Rock entstand kurz nach einem plötzlich auftretenden Regenguss. Die damit einkehrende Stille war magisch. Sie hat mich in den Bann gezogen und der Anblick dieses Fotos verlangsamt meinen Puls noch heute.

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ÜBER HONEYNUT®

Ich bin Jacqueline, Gründerin von HONEYNUT®, Drohnenpilotin, Designerin, Visual Content Creator und Reisende. Durch meine Fotografie inspiriere ich Menschen die Welt zu entdecken und erzähle über meine selbstbestimmte und abenteurliche Reise des Lebens.
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